25 Jahre GebietsreformKreisfreie Städte und LandkreiseVerfasser: Waldemar Hofmann, Anton Mayr (Amt für Stadtentwicklung)
1. AllgemeinesDie Neugliederung der bayerischen Landkreise und Kreisfreien Städte trat vorZu Beginn der 70er Jahre wurde in Bayern, wie in den meisten anderen Bundesländern auch, die Gebietsreform vorangetrieben, denn die Größenordnungen der Gemeinden und Landkreise entsprachen "nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Leistungsverwaltung. Im wirtschaftlichen und privaten Bereich sind die alten Grenzen längst gesprengt. Im Interesse einer ausreichenden Daseinsvorsorge und zum Abbau eines Leistungsgefälles zwischen Stadt und Land müssen neue Einheiten geschaffen werden, die in der Lage sind, die Aufgaben zu lösen." Soweit der damalige bayerische Innenminister Dr. Bruno Merk in seiner Erklärung zur Gebietsreform in Bayern, die er als die wichtigste innenpolitische Aufgabe der damaligen Legislaturperiode bezeichnet hat.
Die Gemeindereform zog sich, anders als die Kreisreform, die in einem Zuge zum 2. Die Entwicklung des Regensburger Stadtgebietes seit 1818Zum reichsstädtischen Gebietsstand im Jahre 1818 bedeckte die Stadt eine Fläche von
Um die Gründe für die gebietsmäßige Ausdehnung der Stadt im Rahmen der Gemeindegebietsreform besser zu verstehen, ist die Kenntnis der
Ausgangssituation von Bedeutung. 1956 wurde von der Stadt ein völlig überzogener "Wirtschaftsplan" verabschiedet, der von ca.
160.000 Einwohnern bis zum Jahre 1975 mit einem Siedlungsflächenbedarf von ca. 6.700 Wohnungen und für die Neuansiedlung von Industrie,
Gewerbe und Sonderaufgaben mit ca.
Die Gebietsreform zum
In der mit Zustimmung des Landtags erlassenen Verordnung der Bayerischen Staatsregierung zur Änderung von Grenzen der Regierungsbezirke,
Landkreise und kreisfreien Städte vom
Tatsächlich konnte die Stadt Regensburg aufgrund ihrer beengten räumlichen Situation größeren ansiedlungswilligen Unternehmen keine entsprechenden Gewerbeflächen mehr anbieten und auch für die geplante Kläranlage wurde sowohl seitens der Stadt als auch der Regierung ein Standort auf dem Gebiet der Gemeinde Barbing bevorzugt.
Die Stadt Regensburg beschloß daher gegen
Gebietsentwicklung der Stadt Regensburg seit 1818
3. Entwicklung der eingegliederten GebieteEinwohnerentwicklung und Wohnbautätigkeit
Das Ziel der Stadt Regensburg, im südlichen Bereich der Autobahn Regensburg-Passau verstärkt Wohnnutzung zuzulassen, ist nach der Eingliederung der
Gemeinden Oberisling, Burgweinting und Harting konsequent verfolgt worden. Das führte dazu, daß in den neuen
Den Stellenwert der neu hinzugekommenen Gebiete südlich der A3 für den Bereich Wohnen dokumentierte eindrucksvoll die Planungs- und Bautätigkeit im
Rahmen der "Entwicklungsmaßnahme Burgweinting". Im Anschluß an den alten Dorfkern Burgweinting wird derzeit die größte Siedlungsmaßnahme in
der Geschichte der Stadt Regensburg realisiert. Auf einer Fläche von rund
Der erste Bauabschnitt "Burgweinting-Südwest" mit insgesamt etwa 1.200 Wohnungen ist mittlerweile fertiggestellt, der zweite Bauabschnitt
"Burgweinting-Mitte" mit ca. 1.000 Wohnungen wird derzeit realisiert. Die "Entwicklungsmaßnahme Burgweinting" trägt erheblich dazu
bei, daß in einer angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt ein großer Teil der Nachfrage befriedigt werden kann. Als besonders wertvolles
Steuerungsinstrument für die Stadt hat sich dabei die Möglichkeit der Grundstücks- bzw. Wohnungsvergabe nach sozialen Kriterien erwiesen. Damit werden
entsprechende Zielgruppen auf direktem Weg gefördert, Mitnahme- und Streueffekte weitgehend ausgeschlossen. Die beschriebene Größenordnung der
Entwicklungsmaßnahme Burgweinting verdeutlicht schließlich, wie wichtig die Eingemeindungen vom
Gewerbliche Entwicklung Gegenüber der südlich der A3 (Regensburg - Passau) und westlich der Bahnlinie (Regensburg - München) ermöglichten Wohnungsbautätigkeit zielte die Eingliederung der südlich der A3 und östlich der Bahnlinie nach München gelegenen Flächen sowie der Ortsteile Irl, Irl-mauth, Kreuzhof incl. Osthafen auf eine forcierte gewerbliche Entwicklung in diesem Bereich ab.
Diese Entwicklung hat schwerpunktmäßig in Burgweinting-Harting stattgefunden. 1970 gab es hier 652 Arbeitsplätze, deren Zahl bis 1987 um 2.096 auf 2.748 Arbeitsplätze anwuchs. Dieser Zuwachs an Arbeitsplätzen ist beinahe ausschließlich auf die Ansiedlung des BMW-Werks zurückzuführen. Ende 1986 begann die Produktion mit knapp 1.800 Beschäftigten; heute, im Jahr 1998 arbeiten bereits ca. 8.000 Menschen bei BMW in Regensburg.
Wie die Verhandlungen um die BMW-Ansiedlung 1982/83 zeigten, wäre - rückbezogen auf die Situation von 1976 - weder die Stadt noch irgendeine
Nachbargemeinde in der Lage gewesen, diese Ansiedlung flächenmäßig und finanziell alleine zu bewirken. Die BMW-Ansiedlung ist so gesehen auch eine
Frucht der damaligen Gebietsreform. Nach der BMW-Ansiedlung wurde der gewerbliche Teil der "Entwicklungsmaßnahme Burgweinting" Schwerpunkt
der Industrie- und Gewerbeansiedlungen: Während der westliche Bereich für Betriebe aus dem Logistikbereich oder damit verbundenen Dienstleistungen
zur Verfügung steht, ist der östliche Bereich für Betriebe mit hochwertiger Produktionstätigkeit vorgesehen. Auf
In den ehemaligen Ortsteilen der Gemeinde Barbing hat mit der Eingliederung am Neben dem Güterverkehr hat sich zwischen Osthafen, Irl und der Autobahn Richtung Passau ein Standort für den großflächigen Einzelhandel mit Schwerpunkt Einrichtung, Bau- und Heimwerkerbedarf etabliert, dessen Einzugsbereich weit über die Stadtgrenzen hinausgeht. Mit der geplanten Ansiedlung eines weiteren international bekannten Einrichtungshauses wird daher der Einzelhandelsschwerpunkt noch zusätzlich an Attraktivität gewinnen. Klinikum Die ehemalige Gemeinde Oberisling hatte bei der Arbeitsstättenzählung 1970 gerade 47 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsplätze und blieb auch in der Folgezeit aus der Sicht der gewerblichen Entwicklung unbedeutend. Mit dem Universitäts-Klinikum beherbergt der Stadtbezirk Oberisling-Graß jedoch nun eine Einrichtung von überragender oberzentraler Bedeutung. Nach der Teilfertigstellung des dritten Bauabschnitts sorgen hier ca. 2.500 Beschäftigte und ein Angebot von etwa 800 Betten für das Wohl der ambulant und stationär versorgten Patienten. Die Erreichbarkeit des Klinikums wird sich zudem in den kommenden Jahren durch den Autobahnanschluß "Galgenbergstraße" deutlich verbessern.
4. Aktuelle Probleme im Stadt-Umland-KontextNachdem die oberzentrale Funktion der Stadt Regensburg im Rahmen der kommunalen Gebietsreform gestärkt worden ist, gewinnt das Stadt-Umland-Problem eine neue Dimension: Immer deutlicher treten regionale Probleme in den Vordergrund, die weder von der Kernstadt, noch vom Umland allein gelöst werden können. Zersiedelung, ein ständig zunehmender Verkehr, der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, die Standortsuche für den großflächigen Einzelhandel sowie die Belange des Natur- und Landschattschutzes sind nur einige Bereiche, die eine enge Abstimmung zwischen Stadt und Landkreis erforderlich machen. Es wird deshalb in Zukunft weniger um eine weitere Neugliederung im Raum Regensburg gehen, sondern vielmehr um ein Zusammenwirken von Stadt und Umland bei den anstehenden Aufgaben.
Verkehr Je enger die Verflechtungen zwischen Stadt und Umland in den Bereichen Arbeit, Bildung, Versorgung und Erholung sind, desto stärker entwickelt sich der damit verbundene Verkehr. An Werktagen kommen allein etwa 60.000 Berufs- und Bildungspendler in die Stadt, der überwiegende Teil mit dem eigenen PKW.
Der Regensburger Verkehrsverbund (RVV) trägt wesentlich dazu bei, daß sich der motorisierte Individualverkehr in noch erträglichen Bahnen bewegt. Auf
insgesamt 60 Buslinien wurden im Jahr 1996 ca. Um auch künftig ein sinnvolles Nebeneinander von öffentlichem Verkehr und Individualverkehr zu gewährleisten, hat die Stadt 1994 einen neuen Gesamtverkehrsplan vorgelegt, dessen Überlegungen auch die Belange des Umlands einschließen.
Großflächiger Einzelhandel In den vergangenen Jahren haben sich vermehrt großflächige Einzelhandelsbetriebe ihren Standort im Umland der Stadt Regensburg gesucht. Schwerpunkte der Ansiedlung waren die Nachbarstadt Neutraubling und die Gemeinde Pentling. Die Grundproblematik derartiger Einzelhandelsansiedlungen vor den Toren der Stadt liegt darin, daß sie aufgrund der überdimensionierten Verkaufsflächen große Einzugsbereiche bilden und damit viel Kaufkraft abschöpfen. Vor allem durch die Etablierung innenstadtrelevanter Sortimente z.B. Textilwaren, Schuhe etc.) auf der "grünen Wiese" wird die Funktionsfähigkeit gewachsener zentraler Standorte gefährdet - sowohl in der Stadt Regensburg, aber auch in den Nachbargemeinden selbst. Damit die Stadt und die Umlandgemeinden bei solchen Vorhaben nicht gegeneinander ausgespielt werden, ist eine wesentlich stärkere Kooperation in diesem Bereich anzustreben. Erholung und Landschaftsschutz
Eines der ältesten Beispiele für die fruchtbare Zusammenarbeit von Stadt und Umland ist die Gründung des Vereins für Naherholung im Raum Regensburg e.V.
am Zweck des Naherholungsvereins ist vor allem
Auch auf dem Gebiet des Landschafts- und Gewässerschutzes arbeiten Stadt und Landkreis eng zusammen. Landschaftsschutzgebiete, Wasserschutzgebiete und Bannwälder sind meist großräumig und grenzüberschreitend, so daß die Ausweisungen der schutzwürdigen Flächen in enger Abstimmung mit der jeweils anderen Gebietskörperschaft erfolgen. 5. Abschließende Bewertung und AusblickDie "Stadt-Umland-Komission" der Staatsregierung hob in ihrem 1974 veröffentlichten Gutachten mit Nachdruck die Bedeutung der Kernstadt als Oberzentrum hervor. Sie verwies auf das landesplanerische Ziel, die Stadt Regensburg als Wirtschafts- und Versorgungszentrum der Region und in ihrer Entlastungsfunktion für die großen Verdichtungsräume München und Nürnberg/Fürth/Erlangen zu stärken. Heute, 25 Jahre danach, kann aus der Sicht der Stadt Regensburg folgendes Resümee gezogen werden:
Auf die Stadt Regensburg werden in Zukunft vermehrt Aufgabenstellungen zukommen, die ohne die Gebietsreform nicht bewältigt werden könnten. Die Gebietsreform hat die Stadt in die Lage versetzt, auch künftig Flächen für die Ansiedlung zukunftssicherer Arbeitsplätze anbieten und damit konkurrenzfähig bleiben zu können. Sollte sich die Kernstadt im europäischen Binnenmarkt behaupten, wird dies auch positive Effekte für die gesamte Region haben. Die Wahrnehmung oberzentraler Aufgaben äußert sich jedoch nicht nur in einem entsprechenden Flächenbedarf, sondern erfordert auch eine ausreichende finanzielle Ausstattung. Die Verkehrs-, Arbeits-, Bildungs-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen der Stadt sollen natürlich von den Bürgerinnen und Bürgern aus dem Umland mitgenutzt werden. Unzweifelhaft ist aber, daß der Stadt daraus ständig steigende Kosten entstehen. Die Stadt fordert daher, stärker als bisher am kommunalen Finanzausgleich beteiligt zu werden. Da in Zukunft vermehrt Aufgaben im übergemeindlichen Zusammenhang anfallen, müssen zunehmend Kooperationsmodelle nicht nur zwischen Stadt und Umlandgemeinden gefunden werden, sondern auch im regionalen Maßstab. Dies setzt ein stärker ausgeprägtes "Regionalbewußtsein" bei allen Beteiligten voraus, möglicherweise auch wirkungsvollere Instrumente als bisher. Stadt, Landkreis und Umlandgemeinden sollen und müssen die gestellten Aufgaben und die damit verbundenen Chancen freiwillig und weitsichtig kooperativ angehen, zum Nutzen aller.
|