Der Regensburger Salzstadel
"Ihr seid das Salz der Erde" Kleine "Salzgeschichte(n)" - Teil 1Auch im Adressbuch 2001/2002 wird die Beschreibung der historischen Veranstaltungsräume, die in der Verwaltung des zentralen Saalmanagements der Stadt Regensburg stehen, fortgesetzt. Wir wollen uns diesmal etwas näher mit dem Salzstadel und seiner Geschichte beschäftigen.NaCl, eine einfache chemische Verbindung war und ist doch einer der wichtigsten Mineralstoffe der Menschheitsgeschichte. NaCl: das Kochsalz. Immer schon war der Mensch bzw. sein Bestehen von diesem unscheinbaren weißen auf den Außenseiten seiner Zunge erfassbaren Pulver abhängig. Der vorgeschichtliche Mensch, der sich hauptsächlich von seiner Jagdbeute ernährte, nahm mit ihr immer genug Salz auf. Mit dem Ackerbau in der Jungsteinzeit kam aber auch der erste Salzmangel der Geschichte auf, und man begann salzhaltiges Meer- und Quellwasser zu verdampfen, um so den lebensnotwendigen Bedarf zu stillen. (*1) Salz war knapp - also bedeutete ausreichender Besitz davon Reichtum und die Kontrolle über den Handel schlicht und einfach Macht. Salz wurde im Laufe der Geschichte auch immer wieder als Zahlungsmittel verwendet. Noch die römischen Legionäre sollen manchmal Salz anstelle von Sold erhalten haben. (*2) Dem Salz wurde immer schon eine reinigende Wirkung beigemessen, außerdem ordnete man ihm nicht selten moralische und spirituelle Kräfte zu. Vor diesem Hintergrund sind vielleicht auch die Eingangsworte Jesu in der Bergpredigt zu verstehen: "Ihr seid das Salz der Erde!" (*3)
Brot und Salz Regensburg und das Salz Regensburg und der Salzhandel sind untrennbar miteinander verbunden. Da die Flüsse immer schon die wichtigsten Verkehrswege für den Salzhandel waren, war es nur logisch, dass auch in Regensburg - die Stadt entstand am Schnittpunkt vorgeschichtlicher Handelswege (*5) - dieser "Wirtschaftszweig" immer mehr an Bedeutung gewann. Bereits in der Römerzeit - andere Quellen sprechen vom vorgeschichtlichen Stützpunkt des Salzhandels (*6) - erfolgte der Transport über Regensburg. Das Salz wurde in der Saline Reichenhall gewonnen und gelangte über Passau nach Regensburg, wo es dann weiter ins Schwäbische oder in die nördliche Oberpfalz verfrachtet wurde. Das Monopol des Handels lag bis ins 16. Jahrhundert bei den so genannten Salzherren. Dann aber zog die Stadt selbst die Organisation an sich, und die Blütezeit der Treidelzüge von Passau nach Regensburg, wo das Ladegut - meist noch in Fässern - ent- und umgeladen wurde, begann. (*7)
Totis corpori nihil utilius sale et sole 1614 gelangte der Salzhandel, nachdem ihn 21 Jahre das Herzogtum Baiern innegehabt hatte, wieder unter die Herrschaft der Stadt Regensburg. Die Stadt begann dann im Jahre 1616 mit dem Bau des Regensburger Salzstadels unmittelbar an der Steinernen Brücke. Dazu wurde östlich der Brücke der nötige Grund aufgekauft - unter anderem "dem Fuchsen Hansen sein Pad". (*8) Dieses "Pad vor Pruck&quod; musste dem neu zu errichtenden Salzstadel weichen; der Regensburger Salzstadel war deshalb auch als "Padsaltzstadl" bekannt. (*9) Nun ging es ans Werk, und dies zu vollenden, war nicht ganz einfach. Der Stadl musste ein stabiles Fundament erhalten. Zu diesem Zweck wurde die Nordseite auf eichene Pfähle (sog. Pursten, die erst während der Sanierungsarbeiten 1989 entdeckt wurden) gestützt, die in den morastigen Boden getrieben wurden. Hier gewährt uns die Bauamtschronik Einblick in den Verlauf der Bauarbeiten: "... Erstlich den grund des gantzen paues in die vierung, weilen derselbe gar sumpffig oder mosig gewesen...; ...dann auf die geschlagenen pursten den grund der mauern aus der erden geführt, 7 schuch dickh..." (*10) Im Zuge der Bauarbeiten wurde auch der sechzehnte Brückenbogen zugeschüttet. (*11) Nach einer Bau- und Renovierungszeit von vier Jahren ist der Salzstadel "...zu ende dess 1620 jars aller erst gar verferttiget worden. (*12) Die Renovierungsarbeiten waren notwendig, da der Stadel nach der Fertigstellung im Jahre 1619 bis ins zweite Obergeschoss mit Salz vollbeladen worden war und sich durch diese ungeheure Last die Statik verändert hatte. Im folgenden brachen Balken durch und die nördliche Stadelwand wölbte sich zur Donau hin aus. Daraufhin mussten sofort weitere Stützpfeiler und Eichenbalken gesetzt werden. (*13)
Wechselnde Nutzung und Sanierungen Der Salzstadel hat in seiner Geschichte die unterschiedlichsten Nutzungen erfahren. Am Anfang wurde Salz gelagert, was für einen Salzstadel wohl nicht die schlechteste Lösung ist. Die Verwaltung des Salzes - mittlerweile wieder unter der Obhut der Stadt - wurde so genannten "Salzstadlmaistern" und Schreibern übertragen: ""...vorhin hatt ain person, darnach auch zwo, solche Verwaltung gehabt, aber jetzt seind zwen stadlmaister vnnd ain schreiber, welche samptlich mitainander gemelten hanndel verwalltenn." (*14) Im Laufe der Jahre wurden immer wieder kleinere Veränderungen am Gebäude vorgenommen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr der Salzstadel seine erste große Sanierung. Zuvor zog die Pfandleihe in das Gebäude ein, später folgten dann die ersten Geschäfte. Nach dem Zweiten Weltkrieg beheimatete unser Objekt u. a. das Eichamt (Auszug 1955) und eine Schuhmacherwerkstätte.
Ein Jahrhundert nach der ersten Überholung wurde der Salzstadel ab 1989 von Grund auf saniert und 1992 der momentanen Nutzung übergeben. Wir finden im Gebäude mehrere Läden, zwei Gastronomiebetriebe und eben die Räume des Saalmanagements. Dazu gehören zwei großzügige Veranstaltungssäle, der Brück- bzw. der Kräncher-Saal. Letzterer bietet einen imposanten Ausblick auf den freiliegenden Dachstuhl des Salzstadels. Von Ausstellungen bis hin zu Hochzeitsfeiern bietet der Salzstadel ein stilvolles Ambiente mit einer eindrucksvollen Mischung aus historischem Kern - dazu tragen nicht zuletzt die Originalbalken aus dem 17. Jahrhundert bei - und anschaulicher Moderne. Darüber hinaus ist noch ein Konferenzraum zu finden. Auch die Foyers zu den einzelnen Gaststätten können für die eine oder andere Veranstaltung genutzt werden. Für den Tagungsbereich steht eine umfassende Technik zur Verfügung, und das vorhandene Mobiliar reicht für eine Veranstaltung bis zu 150 Personen. Das Gebäude ist behindertengerecht ausgestattet mit Aufzug und entsprechender Toilette. Wer dieses eindrucksvolle Ensemble betritt, versteht sofort, dass in den Räumen nicht geraucht werden darf.
Stadt Regensburg
Kleine "Salzgeschichte(n)" - Teil 2Was wäre Deutschland ohne Johann Wolfgang von Goethe. Seine Werke und zahlreiche Zitate daraus kennen die meisten. Weniger bekannt dürfte vielen jedoch sein, dass er sich u. a. intensiv mit allen möglichen Fragestellungen seiner Zeit beschäftigt hat. So betrieb er intensive Forschungsarbeit in Botanik, Geologie und nicht zuletzt Physik.Vielleicht ist es seinem geologischen Interesse zuzuschreiben, dass er sich auch mit Salz, insbesondere mit Salzbergbau beschäftigt hat. Im Zuge seiner Italienreise von 1786 - 1788 hat Goethe auch in Regensburg Station gemacht. Er nächtigte am 04.09.1786 im ehemaligen Gasthaus zum Weißen Lamm in unmittelbarer Nachbarschaft - wie soll es auch anders sein - des Salzstadels.
Über alles preis' ich den gekörnten Schnee, Kleine "Salzgeschichte(n)" - Teil 3Abschließend sei hier noch die Geschichte vom Schiffer Heygl erwähnt. Die Stadt lag wegen des Salzhandels immer wieder mit den bösen Baiern im Zanke. Die Baiern wollten natürlich - um Geld zu sparen - das Zollrecht Regensburgs umgehen und ihre Schiffe sogar mit Gewalt unter der "Steinernen" durchziehen. Also wurde im Jahr 1606 der Heygl Hanns rekrutiert, und der schlug mit seim' HackI die Zugstricke der bairischen Salzkähne durch, sodass diese abgetrieben wurden; das Salz musste ausgeladen und das reichsstädtische Gebiet umgangen werden. (*15)Im folgenden sieht man die heutige Raumaufteilung und die Funktionalität der Säle
Fußnoten
(*1) vgl. Brockhaus Enzyklopädie 1973, Band 16, Seite 391 |