Der Regensburger Salzstadel

"Ihr seid das Salz der Erde"
Matthäus 5,13

Kleine "Salzgeschichte(n)" - Teil 1

Auch im Adressbuch 2001/2002 wird die Beschreibung der historischen Veranstaltungsräume, die in der Verwaltung des zentralen Saalmanagements der Stadt Regensburg stehen, fortgesetzt. Wir wollen uns diesmal etwas näher mit dem Salzstadel und seiner Geschichte beschäftigen.

NaCl, eine einfache chemische Verbindung war und ist doch einer der wichtigsten Mineralstoffe der Menschheitsgeschichte. NaCl: das Kochsalz. Immer schon war der Mensch bzw. sein Bestehen von diesem unscheinbaren weißen auf den Außenseiten seiner Zunge erfassbaren Pulver abhängig.

Der vorgeschichtliche Mensch, der sich hauptsächlich von seiner Jagdbeute ernährte, nahm mit ihr immer genug Salz auf. Mit dem Ackerbau in der Jungsteinzeit kam aber auch der erste Salzmangel der Geschichte auf, und man begann salzhaltiges Meer- und Quellwasser zu verdampfen, um so den lebensnotwendigen Bedarf zu stillen. (*1)

Salz war knapp - also bedeutete ausreichender Besitz davon Reichtum und die Kontrolle über den Handel schlicht und einfach Macht. Salz wurde im Laufe der Geschichte auch immer wieder als Zahlungsmittel verwendet. Noch die römischen Legionäre sollen manchmal Salz anstelle von Sold erhalten haben. (*2)

Dem Salz wurde immer schon eine reinigende Wirkung beigemessen, außerdem ordnete man ihm nicht selten moralische und spirituelle Kräfte zu. Vor diesem Hintergrund sind vielleicht auch die Eingangsworte Jesu in der Bergpredigt zu verstehen: "Ihr seid das Salz der Erde!" (*3)


Darstellung der Bergpredigt

Brot und Salz
Noch heute wird in vielen Ländern Neuankömmlingen als
Zeichen der Begrüßung Brot und Salz gereicht

Wie bereits erwähnt, war Salz schon in der Antike ein begehrtes Handelsgut. Im Laufe der Jahrhunderte war das weiße Pulver dann auch Namensgeber vieler Flüsse und neu gegründeter Ortschaften, vor allem jener in denen Salz gewonnen wurde; Salzgitter, Salzburg, Reichenhall sind nur einige Beispiele dafür. Andere Städte entwickelten sich zu Zentren des Salzhandels. Der Handel mit dem "weißen Gold" wurde immer wichtiger, garantierte er doch über Jahrhunderte hinweg durch Erhebung von Salzsteuern wichtige Einnahmequellen zahlreicher Staaten und Herrscher. Nicht selten wurden um den Besitz von Salzlagern Kriege geführt. (*4)

Regensburg und das Salz

Regensburg und der Salzhandel sind untrennbar miteinander verbunden. Da die Flüsse immer schon die wichtigsten Verkehrswege für den Salzhandel waren, war es nur logisch, dass auch in Regensburg - die Stadt entstand am Schnittpunkt vorgeschichtlicher Handelswege (*5) - dieser "Wirtschaftszweig" immer mehr an Bedeutung gewann. Bereits in der Römerzeit - andere Quellen sprechen vom vorgeschichtlichen Stützpunkt des Salzhandels (*6) - erfolgte der Transport über Regensburg.

Das Salz wurde in der Saline Reichenhall gewonnen und gelangte über Passau nach Regensburg, wo es dann weiter ins Schwäbische oder in die nördliche Oberpfalz verfrachtet wurde.

Das Monopol des Handels lag bis ins 16. Jahrhundert bei den so genannten Salzherren. Dann aber zog die Stadt selbst die Organisation an sich, und die Blütezeit der Treidelzüge von Passau nach Regensburg, wo das Ladegut - meist noch in Fässern - ent- und umgeladen wurde, begann. (*7)


Treidelzug

Totis corpori nihil utilius sale et sole
Sonne und Salz sind unentbehrlich für alles Leben
Plinius

Der Regensburger Salzstadel

1614 gelangte der Salzhandel, nachdem ihn 21 Jahre das Herzogtum Baiern innegehabt hatte, wieder unter die Herrschaft der Stadt Regensburg. Die Stadt begann dann im Jahre 1616 mit dem Bau des Regensburger Salzstadels unmittelbar an der Steinernen Brücke. Dazu wurde östlich der Brücke der nötige Grund aufgekauft - unter anderem "dem Fuchsen Hansen sein Pad". (*8) Dieses "Pad vor Pruck&quod; musste dem neu zu errichtenden Salzstadel weichen; der Regensburger Salzstadel war deshalb auch als "Padsaltzstadl" bekannt. (*9)

Nun ging es ans Werk, und dies zu vollenden, war nicht ganz einfach. Der Stadl musste ein stabiles Fundament erhalten. Zu diesem Zweck wurde die Nordseite auf eichene Pfähle (sog. Pursten, die erst während der Sanierungsarbeiten 1989 entdeckt wurden) gestützt, die in den morastigen Boden getrieben wurden. Hier gewährt uns die Bauamtschronik Einblick in den Verlauf der Bauarbeiten: "... Erstlich den grund des gantzen paues in die vierung, weilen derselbe gar sumpffig oder mosig gewesen...; ...dann auf die geschlagenen pursten den grund der mauern aus der erden geführt, 7 schuch dickh..." (*10) Im Zuge der Bauarbeiten wurde auch der sechzehnte Brückenbogen zugeschüttet. (*11)

Nach einer Bau- und Renovierungszeit von vier Jahren ist der Salzstadel "...zu ende dess 1620 jars aller erst gar verferttiget worden. (*12) Die Renovierungsarbeiten waren notwendig, da der Stadel nach der Fertigstellung im Jahre 1619 bis ins zweite Obergeschoss mit Salz vollbeladen worden war und sich durch diese ungeheure Last die Statik verändert hatte. Im folgenden brachen Balken durch und die nördliche Stadelwand wölbte sich zur Donau hin aus. Daraufhin mussten sofort weitere Stützpfeiler und Eichenbalken gesetzt werden. (*13)


Skizze von Adolf Schmetzer 1925 mit dem verschütteten Brückenbogen


Freilegung des sechzehnten Bogens im Zuge der Sanierung im Juni 1989


Eichene Pfahlgründung (sog. Pursten) unter dem Bruchsteinfundament eines Stützpfeilers

Wechselnde Nutzung und Sanierungen

Der Salzstadel hat in seiner Geschichte die unterschiedlichsten Nutzungen erfahren. Am Anfang wurde Salz gelagert, was für einen Salzstadel wohl nicht die schlechteste Lösung ist.

Die Verwaltung des Salzes - mittlerweile wieder unter der Obhut der Stadt - wurde so genannten "Salzstadlmaistern" und Schreibern übertragen: ""...vorhin hatt ain person, darnach auch zwo, solche Verwaltung gehabt, aber jetzt seind zwen stadlmaister vnnd ain schreiber, welche samptlich mitainander gemelten hanndel verwalltenn." (*14)

Im Laufe der Jahre wurden immer wieder kleinere Veränderungen am Gebäude vorgenommen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr der Salzstadel seine erste große Sanierung. Zuvor zog die Pfandleihe in das Gebäude ein, später folgten dann die ersten Geschäfte. Nach dem Zweiten Weltkrieg beheimatete unser Objekt u. a. das Eichamt (Auszug 1955) und eine Schuhmacherwerkstätte.


Versteigerungsraum der Pfandleihe im Untergeschoss

Ein Jahrhundert nach der ersten Überholung wurde der Salzstadel ab 1989 von Grund auf saniert und 1992 der momentanen Nutzung übergeben. Wir finden im Gebäude mehrere Läden, zwei Gastronomiebetriebe und eben die Räume des Saalmanagements.

Dazu gehören zwei großzügige Veranstaltungssäle, der Brück- bzw. der Kräncher-Saal. Letzterer bietet einen imposanten Ausblick auf den freiliegenden Dachstuhl des Salzstadels. Von Ausstellungen bis hin zu Hochzeitsfeiern bietet der Salzstadel ein stilvolles Ambiente mit einer eindrucksvollen Mischung aus historischem Kern - dazu tragen nicht zuletzt die Originalbalken aus dem 17. Jahrhundert bei - und anschaulicher Moderne. Darüber hinaus ist noch ein Konferenzraum zu finden. Auch die Foyers zu den einzelnen Gaststätten können für die eine oder andere Veranstaltung genutzt werden.

Für den Tagungsbereich steht eine umfassende Technik zur Verfügung, und das vorhandene Mobiliar reicht für eine Veranstaltung bis zu 150 Personen.

Das Gebäude ist behindertengerecht ausgestattet mit Aufzug und entsprechender Toilette. Wer dieses eindrucksvolle Ensemble betritt, versteht sofort, dass in den Räumen nicht geraucht werden darf.

Stadt Regensburg
Kultur- und Fremdenverkehrsamt
Bernhard Kunz
Haidpiatz 8, 93047 Regensburg
Tel. 5 07-14 15 Fax 5 07-19 19
Mobil: 01 71 / 8 66 69 59
E-Mail: Kunz.Bernhard@regensburg.de


Brück-Saal


Kräncher-Saal

Kleine "Salzgeschichte(n)" - Teil 2

Was wäre Deutschland ohne Johann Wolfgang von Goethe. Seine Werke und zahlreiche Zitate daraus kennen die meisten. Weniger bekannt dürfte vielen jedoch sein, dass er sich u. a. intensiv mit allen möglichen Fragestellungen seiner Zeit beschäftigt hat. So betrieb er intensive Forschungsarbeit in Botanik, Geologie und nicht zuletzt Physik.

Vielleicht ist es seinem geologischen Interesse zuzuschreiben, dass er sich auch mit Salz, insbesondere mit Salzbergbau beschäftigt hat. Im Zuge seiner Italienreise von 1786 - 1788 hat Goethe auch in Regensburg Station gemacht. Er nächtigte am 04.09.1786 im ehemaligen Gasthaus zum Weißen Lamm in unmittelbarer Nachbarschaft - wie soll es auch anders sein - des Salzstadels.


Erinnerung an Goethes Übernachtung

Über alles preis' ich den gekörnten Schnee,
die erst' und letzte Würze jeden Wohlgeschmacks,
das reine Salz, dem jede Tafel huldigt.
Goethe

Kleine "Salzgeschichte(n)" - Teil 3

Abschließend sei hier noch die Geschichte vom Schiffer Heygl erwähnt. Die Stadt lag wegen des Salzhandels immer wieder mit den bösen Baiern im Zanke. Die Baiern wollten natürlich - um Geld zu sparen - das Zollrecht Regensburgs umgehen und ihre Schiffe sogar mit Gewalt unter der "Steinernen" durchziehen. Also wurde im Jahr 1606 der Heygl Hanns rekrutiert, und der schlug mit seim' HackI die Zugstricke der bairischen Salzkähne durch, sodass diese abgetrieben wurden; das Salz musste ausgeladen und das reichsstädtische Gebiet umgangen werden. (*15)

Im folgenden sieht man die heutige Raumaufteilung und die Funktionalität der Säle


Konferenzraum und Brück-Saal (1. Stock)

qm Höhe Bestuhlung Bewirtung
parl. U-Form Reihen
Brück-Saal 356 2-2,50 m 40 25-50 160 frei
Kräncher-Saal 328 2-2,50 m 40 25-40 140 frei
Konferenz-Raum 74 2 m 15 28 42 frei

Fußnoten

(*1) vgl. Brockhaus Enzyklopädie 1973, Band 16, Seite 391
(*2) vgl. Brockhaus Enzyklopädie 1973, Band 16, Seite 391
(*3) vgl. Duden 1993, Band 12, Zitate und Aussprüche, Seite 380
(*4) vgl. Emons / Walter 1982, Mit dem Salz durch die Jahrtausende, Seite 9
(*5) vgl. Brockhaus Enzyklopädie 1973, Band 15, Seite 550
(*6) vgl. Brockhaus Enzyklopädie 1973, Band 15, Seite 550
(*7) vgl. Bauer, Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte, 1997, Seite 192 f
(*8) vgl. Obermeier, 1987, Die erste Regensburger Bauamtschronik, Seite 213
(*9) vgl. Obermeier, a.a.O., Seite 213
(*10) vgl. Obermeier, a.a.O., Seite 213
(*11) vgl. Bartosch, Der südliche Brückenkopf der Steinernen Brücke zu Regensburg
(*12) vgl. Obermeier, a.a.O., Seite 213
(*13) vgl. Bauer, a.a.O., Seite 193
(*14) vgl. Obermeier, a.a.O., Seite 58
(*15) vgl. Bauer, a.a.O., Seite 193